Geschichten

The Work fühlen…

…mit diesen Geschichten und Zitaten aus der Literatur. Lies hinein – spürst Du die Verbindung zu Deiner inneren Stille?

Für alle Schüler dieser Welt – niemand hat uns gesagt, dass die Liebe die am schwersten zu erlernende Kunst ist.

«Von allen Menschen, die Gott erschuf und Schaitan auf Abwege führte, haben nur wenige den Mittelpunkt des Universums entdeckt, wo es weder Gut noch Böse gibt, keine Vergangenheit und keine Zukunft, kein «Ich» und kein «Du», keinen Krieg und keinen Grund, Krieg zu führen, sondern nur ein unendliches Meer der Ruhe. Was diese wenigen dort fanden, war so schön, dass sie die Gabe des Sprechens verloren.» 

Der Architekt des Sultans. Elif Shafak

«Die gesamte Schöpfung existiert in dir, und alles, was in dir ist, existiert auch in der Schöpfung. Es gibt keine Grenzen zwischen dir und einem Gegenstand, der dir ganz nahe ist, genauso wie es keine Entfernung zwischen dir und sehr weit entfernten Gegenständen gibt. Alle Dinge, die kleinsten und grössten, die niedrigsten und höchsten, sind in dir vorhanden als ebenbürtig. Ein einziges Atom enthält alle Elemente der Erde. Eine einzige Bewegung des Geistes beinhaltet alle Gesetzte des Lebens. In einem einzigen Tropfen Wasser findet man das Geheimnis des endlosen Ozeans. Eine einzige Erscheinungsform deiner selbst enthält alle Erscheinungsformen des Lebens überhaupt.» 

Der Schatten. Kahil Gibran

«Als das Leben erfüllt war, gab es keine Geschichte.»

«In jenem Zeitalter, als das Leben auf Erden noch erfüllt war, schenkte niemand den angesehenen Menschen besondere Beachtung, noch wurde jemand zum Fähigsten erkoren. Herrscher waren einfach am Baum die höchsten Äste, und die Menschen waren das Hochwild, das im Wald lebte. Sie waren ehrlich und rechtschaffen, ohne sich darüber im Klaren zu sein, dass sie «ihrer Pflicht genügten». Sie liebten einander und wussten nicht, dass dies «Liebe zum Nächsten» war.
Sie betrogen einander nicht und hatten dennoch keine Kenntnis davon, dass sie «ehrliche Menschen» waren. Man konnte sich auf sie verlassen, und sie wussten nicht, dass sie «vertrauenswürdig» waren. Sie lebten zwanglos zusammen im Geben und im Nehmen, und sie wussten nicht, dass sie «freigiebig waren». Dies sind die Gründe, warum es keine Erzählungen über ihre Taten gibt. Sie haben keine Geschichte gemacht.» 

«Alle Bücher dieser Welt bringen dir kein Glück. Doch sie weisen dich geheim in dich selbst zurück. Dort ist alles, was du brauchst. Sonne, Stern und Mond. Denn das Licht, wonach du fragst, in dir selber wohnt…» 

Hermann Hesse

«Kämst du, wenn einer dich
beim falschen Namen riefe?
Ich habe geweint, weil Er so viele Jahre
nicht in meine Arme kam.
Doch eines Nachts erfuhr ich ein Geheimnis.
Vielleicht ist Gott
nicht Sein wahrer,
sondern nur ein erfundener Name.» 

«Rabia»

«Siddhartha bückte sich, hob einen Stein vom Erdboden auf und wog ihn in der Hand. «Dies hier», sagte er spielend, «ist ein Stein, und er wird in einer bestimmten Zeit vielleicht Erde sein, und wird aus Erde Pflanze werden, oder Tier oder Mensch. Früher nun hätte ich gesagt: «Dieser Stein ist bloss ein Stein, er ist wertlos, er gehört der Welt der Maja an; aber, weil er vielleicht im Kreislauf der Verwandlungen auch Mensch und Geist werden kann, darum schenke ich auch ihm Geltung.»
So hätte ich früher vielleicht gedacht. Heute aber denke ich: dieser Stein ist Stein, er ist auch Tier, er ist auch Gott, er ist auch Buddha, ich verehre und liebe ihn nicht, weil er einstmals dies oder jenes werden könnte, sondern weil er alles längst und immer ist – und gerade dies, dass er Stein ist, dass er mir jetzt und heute als Stein erscheint, gerade darum liebe ich ihn, und sehe Wert und Sinn in jeder von seinen Adern und Höhlungen, in dem Gelb, in dem grau, in der Härte, im Klang, den er von sich gibt wenn ich ihn beklopfe, in der Trockenheit oder Feuchtigkeit seiner Oberfläche.
Es gibt Steine, die fühlen sich wie Öl oder wie Seife an, und andre wie Blätter, andre wie Sand, und jeder ist besonders und betet das Om auf seine Weise, jeder ist Brahman, zugleich aber und ebenso sehr ist er Stein ist ölig oder seifig, und gerade das gefällt mir und scheint mir wunderbar und der Anbetung würdig. – Aber mehr lass mich davon nicht sagen. Die Worte tun dem geheimen Sinn nicht gut, es wird immer alles gleich ein wenig anders, wenn man es ausspricht, ein wenig verfälscht, ein wenig närrisch- ja, und auch das ist sehr gut gefällt mir sehr, auch damit bin ich sehr einverstanden, dass das, was eines Menschen Schatz und Weisheit ist, dem anderen immer wie Narrheit klingt.
«Warum hat du mir das von dem Stein gesagt?» fragte er nach einer Pause zögernd. «Es geschah ohne Absicht. Oder vielleicht war es so gemeint, dass ich eben den Stein, und den Fluss, und alle diese Dinge, die wir betrachten und von denen wir lernen können, liebe. Einen Stein kann ich lieben, Govinda, und auch einen Baum oder ein Stück Rinde. Das sind Dinge, und Dinge kann man lieben. Worte aber kann ich nicht lieben. Darum sind Lehren nichts für mich, sie haben keine Härte, keine Weiche, keine Farben, keine Kanten, keinen Geruch, keinen Geschmack, sie haben nichts als Worte. Vielleicht ist es dies, was dich hindert, den Frieden zu finden, vielleicht sind es die vielen Worte. Denn auch Erlösung und Tugend, auch Sansara und Nirwana sind blosse Worte, Govinda. Es gibt kein Ding, das Nirwana wäre; es gibt nur das Wort Nirwana.»  

Siddhartha, Hermann Hesse

«Ich wollte ja nichts als das zu leben versuchen, was von selber aus mir herauswollte. Warum war das so sehr schwer?
 
Um meine Geschichte zu erzählen, muss ich weit vorn anfangen. Ich müsste, wäre es mir möglich, noch viel weiter zurückgehen, bis in die allerersten Jahre meiner Kindheit und noch über sie hinaus in die Ferne meiner Herkunft zurück.
Die Dichter, wenn sie Romane schrieben, pflegen so zu tun, als seien sie Gott und könnten irgendeine Menschengeschichte ganz und gar überblicken und begreifen und sie so darstellen, wie wenn Gott sie sich selber erzählte, ohne alle Schleier, überall wesentlich. Das kann ich nicht, so wenig wie die Dichter es können. Meine Geschichte aber ist mir wichtiger als irgendeinem Dichter die seinige; denn sie ist meine eigene, und sie ist die Geschichte eines Menschen – nicht eines erfundenen, eines möglichen, eines idealen oder sonst wie nicht vorhandenen, sondern eines wirklichen, einmaligen, lebenden Menschen. Was das ist, ein wirklich lebender Mensch, das weiss man heute allerdings weniger als jemals, und man schiesst denn auch die Menschen, deren jeder in kostbarer, einmaliger versuch der Natur ist, zu Mengen tot. Wären wir nicht noch mehr als einmalige Menschen, könnte man jeden von uns wirklich mit einer Flintenkugel ganz und gar aus der Welt schaffen, so hätte es keinen Sinn mehr, Geschichten zu erzählen. Jeder Mensch aber ist nicht nur er selber, er ist auch der einmalige, ganz besondere, in jedem Fall wichtige und merkwürdige Punkt, wo die Erscheinungen der Welt sich kreuzen, nur einmal so und nie wieder. Darum ist jedes Menschen Geschichte wichtig, ewig, göttlich, darum ist jeder Mensch solange er irgend lebt und den Willen der Natur erfüllt, wunderbar und jeder Aufmerksamkeit würdig. In jedem ist der Geist Gestalt geworden, in jedem leidet die Kreatur, in jedem wird ein Erlöser gekreuzigt.
 
Wenige wissen heute, was der Mensch ist. Viele fühlen es und sterben darum leichter, wie ich leichter sterben werde, wenn ich diese Geschichte fertig geschrieben habe.
 
Einen Wissenden darf ich mich nicht nennen. Ich war ein Suchender und bin es noch, aber ich suche nicht mehr auf den Sternen und in den Büchern, ich beginne die Lehren zu hören, die mein Blut in mir rauscht. Meine Geschichte ist nicht angenehm, sie ist nicht süss und harmonisch wie die erfundenen Geschichten, sie schmeckt nach Unsinn und Verwirrung, nach Wahnsinn und Traum wie das Leben aller Menschen, die sich nicht mehr belügen wollen.
 
Das Leben jedes Menschen ist ein Weg zu sich selber hin, der Versuch eines Weges, die Andeutung eines Pfades. Kein Mensch ist jemals ganz und gar er selbst gewesen; jeder strebt dennoch, es zu werden, einer dumpf, einer lichter, jeder wie er kann. Jeder trägt Reste von seiner Geburt, Schleim und Eischalen einer Urwelt, bis zum Ende mit sich hin. Mancher wird niemals Mensch, bleibt Frosch, bleibt Eidechse, bleibt Ameise. Mancher ist oben Mensch und unten Fisch. Aber jeder ist ein Wurf der Natur nach dem Menschen hin. Uns allen sind die Herkünfte gemeinsam, die Mütter, wir alle kommen aus demselben Schlunde; aber jeder strebt, ein Versuch und Wurf aus den Tiefen, seinem eigenen Ziel zu. Wir können einander verstehen; aber deuten kann jeder nur sich selbst.» 

Demian, Hermann Hesse
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